Den vielen Ichs nicht zuhören

Unsere Anstrengungen, Anwesenheit zu fördern, sind nicht immer erfolgreich. Manchmal sind wir einfach müde oder in einem teilnahmslosen emotionalen Zustand. Manchmal sind wir auch in einer gewissen Eigendynamik gefangen, in der der Sog der Ichs zu stark ist. Und manchmal versuchen wir zu sehr, anwesend zu sein, jedoch auf die falsche Weise—wir sind also mit der Anstrengung oder mit einem gewünschten Ergebnis identifiziert, oder mit beidem. Für alle diese Fälle steht eine andere Anstrengung zur Verfügung, sozusagen eine Hintertür, die uns zu Anwesenheit führen kann.

Die Anstrengung besteht einfach darin, den Ichs nicht zuzuhören—den Tagträumen, den Gedanken, den Erinnerungen, den Sorgen und den Plänen, die durch unseren Kopf kreisen—und sich von ihnen zurückzuziehen. Man versucht also, anstatt auf Anwesenheit zuzugehen, sich von den Ichs zu entfernen. In beiden Fällen ist das Ergebnis das gleiche: Die Aufmerksamkeit wird geteilt und Anwesenheit tritt hervor.

Mit dieser Methode, sich von den Ichs zu trennen, wird eine deren wichtigsten Eigenschaften umgangen. Denn interessanterweise möchten die Ichs, dass wir sie bekämpfen und uns ihnen entgegenstellen, damit wir somit in Einbildung versunken bleiben. Wenn wir uns einfach von den Ichs zurückziehen, schlagen wir einen direkteren Weg zu Anwesenheit ein. Wir umgehen auch nicht nur einige wenige Ichs, sondern ganze Themenbereiche der Identifikation, die uns im Schlaf halten.

Es gibt täglich viele Situationen, in denen uns die Ichs in Einbildung führen und dort festhalten: wenn wir zum Beispiel frühstücken oder das Mittagessen vorbereiten, wenn wir Geschirr spülen oder die Wäsche zusammenlegen, wenn wir auf dem Weg zu einem Freund sind, oder von der Arbeit nach Hause fahren.

In allen diesen Momenten haben wir die Gelegenheit, anwesend zu sein, wir müssen jedoch auf sie vorbereitet sein und uns vor den Ichs vorsehen, die sich aus Gewohnheit zwischen uns und Anwesenheit stellen. Konfuzius sagte dazu: „Einem Mensch, der nicht lange im voraus plant, begegnet Schwierigkeiten direkt vor seiner Tür.“

Es ist viel einfacher, den vielen Ichs zuzuhören als sich von ihnen zu trennen - sehr viel einfacher.
Robert Earl Burton 

Jedes Zentrum hat seine eigene Art von Einbildung und Tagträumen.
G. I. Gurdjieff     

Wir sprechen über uns selbst immer als "ich" und nehmen an, dass wir uns damit immer auf die gleiche Person beziehen. In Wirklichkeit bestehen wir jedoch aus vielen Hunderten verschiedener Ichs.
Peter Ouspensky

Ein einziger Gedanke kann den Menschen von Gott abkehren.
Koran

Wenn ein Mensch nicht strengste Wache hält, lässt er sich mit Sicherheit von der Welt faszinieren und gefangen halten.
Al-Ghazali 

Bewaffnet euch mit großer Kraft, damit die Räuber keinen Weg zu euch finden.
Gnostische Texte, Thomasevangelium

Ich habe Maya von meinen Gedanken getrennt und sie mit meinen Füßen zertreten.
Guru Nanak

Sondere dich von allem ab und finde Einheit.
Al-Jilani   

Die beste Strategie besteht darin, sicher auf deinem Befehlsposten zu bleiben.
Ibn Arabi

Nur wenige sind wirklich davon überzeugt, Illusion entschlossen zurückzuweisen.
Milarepa

Der Morgen sagte zur Nacht: "Ziehe dich zurück und lass mich scheinen".
Tausendundeine Nacht

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