MÄRZ 2005 • 2. Jahrgang, Nr. 3
Anwesenheit • Erwachen • Höhere Zentren • Der Geliebte • Gott
Anwesend sein

Eine Veröffentlichung der Fellowship of Friends



ARBEITSICHS

Von den vier niederen Zentren werden jeden Tag tausende von Ichs erzeugt. Manche Ichs sind zufällig und tauchen willkürlich auf. Manche sind vorhersagbare Reaktionen auf unseren täglichen Lebensstil und unsere Gewohnheiten. Andere wiederum werden durch neue oder veränderte Umstände hervorgerufen. Alle diese Ichs laufen jedoch mechanisch ab. Sie haben alle nichts mit Selbsterinnern und den Anstrengungen anwesend zu sein zu tun.

Robert Earl Burton legte dar, dass der Zyklus der mechanischen Ichs durch das "Glücksrad" auf Karte Nr. (X) im Tarot-Deck klar dargestellt ist. Mit der Drehung des Rades kommt ein Ich nach oben und setzt sich momentan die Krone unserer Identität auf - nur um sofort vom Thron gestoßen und vom nächsten Ich abgelöst zu werden, das daher kommt.

Die meisten mechanischen Ichs sind an sich nicht schädlich. Das Problem liegt darin, dass sie auch die Anwesenheit verdrängen, wenn sie sich gegenseitig ersetzen. Jedes Ich versucht uns aus der Anwesenheit in die Einbildung zu ziehen, das Thema ist dabei gleichgültig. Robert Burton sagte vor kurzem: "Alle mechanischen Ichs sind Heuchler, die sich für das wirkliche Ich ausgeben" und: "Wenn man nicht die Aufmerksam teilt, wird man mit Sicherheit von den vier niederen Zentren in Einbildung hineingezogen."

Um geteilte Aufmerksamkeit aufrechterhalten zu können, müssen wir Arbeitsichs entwickeln, die die mechanischen Ichs außer Kraft setzen und Anwesenheit fördern. Arbeitsichs sind absichtliche Gedanken, die das Selbsterinnern stärken. Sie sagen innerlich z.B.: "Sei anwesend", "Teile die Aufmerksamkeit", "Vermeide Einbildung", "Sieh, was vor deinen Augen ist", "Identifiziere dich nicht mit diesen Ichs", "Kehre zum Selbsterinnern zurück". Robert Burton erklärt, dass dies die esoterische Bedeutung im Zweiten Buch Mose 21,23-24 der Bibel ist: "Auge um Auge" - Arbeitsichs, die mechanischen Ichs mit der Anstrengung begegnen, anwesend zu sein.

Arbeitsichs sagen jedoch nicht "Ich". Sie sind neutral, kurz und lehrreich. Ihre Aufgabe ist es, Einbildung abzuwenden und Anwesenheit zu fördern. Peter Ouspensky beschrieb dies mit den folgenden Worten: "Bewusstsein ist nicht das Gleiche wie Gedanken. Gedanken [Arbeitsichs] werden nur dazu benutzt, diesem einen Anstoß zu geben. Dann bewegt es sich langsam sich in diese Richtung weiter, und man wird ohne Gedanken bewusst [anwesend]." Er sagte jedoch nicht dazu, dass Anwesenheit gewöhnlich von selbst nicht lange bestehen bleibt. Arbeitsichs müssen immer wieder neue Anstöße geben.

In der Fellowship of Friends entwickeln wir spezielle Arbeitsichs, um anwesend zu bleiben. Wir versuchen zum Beispiel, andere Menschen oder Situationen nicht zu verurteilen. Robert Burton gibt als Grund dafür an, dass Urteilsichs einer der häufigsten Gründe für den Verlust der Anwesenheit sind. In einem Moment nehmen wir etwas wahr, und im nächsten Moment schlafen mit einem Ich ein, das das Wahrgenommene verurteilt. Mit Robert Burtons Worten: "Verurteilen leitet sofort Einbildung ein und trennt uns von der Anwesenheit." Wenn dies geschieht - oder noch besser, direkt bevor es geschieht - muss als Gegenmittel ein Arbeitsich eingebracht werden, das sagt: "Verurteile nicht, bleibe wach, bleibe anwesend". Der Drang zum Verurteilen wird sich jedoch wahrscheinlich wieder geltend machen, so dass das Arbeitsich weiterarbeiten muss, wenn wir anwesend bleiben möchten.

Eine andere Situation, in der Anwesenheit oft von ihrem Platz gedrängt wird, ist das Duschen. Es ist eine Situation, in der sich die Ichs ganz beiläufig einbilden, dass sie denken: Indem sie den beginnenden Tag planen, ein Ereignis aus der Vergangenheit zurückrufen oder sich einer angenehmen Hoffnung hingeben, die vielleicht im Bereich der Möglichkeiten liegt, vielleicht aber auch nicht. Alle diese Ichs setzen sich an die Stelle der Anwesenheit, während wir unsere tägliche Waschroutine durchführen und uns dabei nur undeutlich gewahr sind, dass wir uns in der Dusche oder in der Badewanne befinden. Es scheint ein harmloser Ort zu sein, an dem Arbeitsichs eingebracht werden müssen. Robert Burton erinnert uns jedoch ständig daran, dass sich das Fördern der Anwesenheit nicht auf besondere Gelegenheiten beschränkt, sondern in allen Situationen verfolgt werden muss. Dazu sagte der Sufi Gujduvani: „Kämpfe mit allen fremden Gedanken, achte immer darauf, was du tust und denkst - ob innerlich oder äußerlich – so dass der Abdruck deiner Unsterblichkeit in jedem Moment des täglichen Lebens erkennbar ist.“


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Weitere Links von Interesse auf unserer Website
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Literaturempfehlungen zu Ideen des Vierten Weges
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• Der Mensch als Maschine · Die vielen Ichs
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2— Die Theorie über die Zentren (Vortrag 1 ist Voraussetzung)
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Statue eines Löwen. Aus der Sammlung der Fellowship of Friends

Gedanken zu Arbeitsichs
Wenn ein Mensch ohne inneren Kampf lebt, wenn alles in ihm ohne Widerstand geschieht, wenn er immer dorthin geht, von wo er angezogen wird oder von wo der Wind weht, bleibt er wie er ist.
George Gurdjieff
Sie müssen verstehen, dass äußerliche Dinge so gut wie gar nichts bedeuten. Die innerlichen Dinge sind wichtig, der innere Krieg.
Peter Ouspensky
Es reicht nicht aus, die Prinzipien zu kennen, man muss sie mit Wissen in Verbindung bringen.
Rodney Collin
Mit jedem Atemzug vertilgt entweder Selbsterinnern die Einbildung oder die Einbildung vertilgt Selbsterinnern. Jede Bewegung, die man ohne Anwesenheit macht, zieht die Ketten des Schlafs noch fester um uns. Anwesenheit enthüllt, wie kläglich die Gedanken sind. Was die vielen Ichs interessiert, ist für höhere Zentren nicht von Interesse.
Robert Earl Burton
Gedanken verschlingen den Geist; sie zerfressen ihn Augenblick für Augenblick. Der wahre Krieg, die wichtige Schlacht, ist dieser Krieg.
Jalaluddin Rumi  
Dieser Kampf setzt sich durch unser ganzes Leben fort.
Al-Ghazali
Durch einen Krieg werden die Tore des Himmels geöffnet. Glücklich sind die Krieger, denen das Schicksal den Kampf in diesem Krieg erlaubt.
Bhagavad-Gita
Und wenn du noch so erfolgreich bist, so werden vor deinem Gesicht doch hundert zynisch lächelnde Ichs auftauchen.
Attar
Der Schlafende wird von seinen Träumen nicht nach Hause geführt, auch wenn seine Gedanken noch so feinsinnig geworden sind.
Hafiz

Du musst die inneren Konsequenzen deiner eigenen Vergesslichkeit fürchten. Wenn du hinweggezogen wirst, komme so schnell wie möglich zurück.
Bahauddin

Zunächst befindet sich dein Selbst hinter dem Schleier, selbst wenn du dich im Erinnern übst. Später kommt die Entschleierung, sie ist die Gegenwart.
Qushayri


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