Der Lohn für Anstrengungen

Wir erfahren die kostbarsten Moment des Tages bevor wir vom Tag vereinnahmt werden. Wie man diese Momente für das Höhere Selbst bewahrt und zu Anwesenheit gedeihen lässt, wird zu einer Wissenschaft: Wenn von den vielen Ichs etwas Dringendes, etwas "Wichtiges" ausgeht, macht man eine bewusste Anstrengung, wählt stattdessen die Gegenwart und schiebt das Ich zur Seite.

Diese Art von Anstrengung wird unmittelbar durch ein stärkeres Empfinden von Gewahrsein belohnt - durch ein Gleichgewicht zwischen den Wirren der Gedanken und der Ruhe im Herzen, dem 'heiteren Ort im Inneren, von dem der Wunsch zum Anwesendsein ausgeht'. Oft zerstreut sich jedoch der Enthusiasmus und der Eifer, Anstrengungen zu machen. Das Leben dringt auf uns ein, und bewusste Anstrengungen werden zu einem Geschmack abgeschwächt, der wie ein Traum nachlässt, anstatt langsam wirklicher zu werden. Wenn man die Notwendigkeit für bewusste Anstrengungen erkennt, lernt man sie, und die von ihnen hervorgerufenen Momente der Anwesenheit, zu schätzen. Aus den Anstrengungen entwickelt sich eine innere Stärke, als ob man innerlich Gewichte heben würde. Man erwirbt die Hartnäckigkeit, die man benötigt, um den abschweifenden Gedanken zu widerstehen, und um die Aufmerksamkeit daran zu hindern, von Thema zu Thema zu flattern. Im Vergleich zu dem Erfahren der Wirklichkeit durch die vielen Ichs wird die eigene Identität einfacher und reiner. Wir empfinden Freude, wenn wir Anstrengungen machen. "Komm!" schrieb Omar Khayyam: "Ergreife mit Freude einen vorübergehenden Moment".

Bewusste Anstrengungen werden für uns selbstverständlicher - wir erkennen, dass dies der Anfang eines neuen, inneren Wesens ist. Dies ist die esoterische Bedeutung der Kraft der Helden aus den Legenden, ein Symbol für die Sicherheit und die Zuversicht, die sich aus bewusster Arbeit entwickeln. Wenn man sich für einen Moment der Ewigkeit von den mechanischen Dimensionen von Zeit und Raums trennt, ist dies eine heldenhafte Anstrengung, die wirklicher ist als wir es wahrhaben. Eines Tages werden die beständigen Anstrengungen eine Reaktion von etwas Höherem in uns hervorrufen, ein dauerhafteres und beständiges Erfahren des höheren Selbst. Zwischen dem Gebet als ein Anrufen Gottes und bewussten Anstrengungen als ein Anrufen des höheren Selbst bestehen viele Parallelen. Ein englischer Mystiker, der erkannte, das dies mit Mühe verbunden ist, schrieb: "Grabe auf deinem eigenen Feld nach dieser Perle der Ewigkeit, die dort begraben liegt. Sie kann nicht zu viel kosten und kein Preis ist zu hoch für sie, denn sie ist alles. Wenn du sie gefunden hast, weißt du, dass alles, was du dafür verkauft und aufgegeben hast, nicht mehr als eine Luftblase auf dem Wasser ist."

Gedanken zum Thema

Ägyptischer Text: Mit meinem ganzen Bestreben und einem willigen Herzen auf alle Ewigkeit habe ich nach dir gehandelt, und dich, großer Gott, rufe ich an.

Philokalie, Neilos der Asket: Nur wenige haben die Kraft sich über den Tumult dieser Welt zu erheben.

Hinduschrift, Bhagavad Gita: Arjuna sagte: 'Mein Herr! Der Geist ist unruhig ... wie der Wind lässt er sich kaum beherrschen.' Der Herr, Krishna, erwiderte: 'Zweifellos, oh Mächtiger! Der Geist ist unbeständig und kaum zu bändigen; mit Übung und Verzicht ist es jedoch möglich.'

Philokalie Theophan der Einsiedler: Stehe fest, erfüllt von der Gewissheit, dass dieser Sturm bald vorüberzieht.

Rumi: Sei geschwind während dieser kurzen Tage deiner Kraft und erspare deinen Flügeln keine Mühe.

Bernhard von Clairvaux: Die schweifenden Gedanken hetzen in erfolglosem Bemühen ständig um die trügerischen Freuden der Welt herum.

Ägyptische Statue von Khufu mit einem Falken.